Keltenpodcast Intro-Episode 2


Wer sind die Kelten? Teil 1

Signation und Outro, Musik: Tin whistle by louis_audp, shared on Freesound, CC Attribution 3.0 license
Jingle, Musik: Irish dancing by tim.kahn, shared on Freesound, CC Attribution 3.0 license


Die vielleicht wichtigsten Fragen zu den Kelten lauten:
Wer versteckt sich hinter dem Begriff Kelten?
Wen oder was umfasst die wissenschaftliche Definition der Kelten?

Denn wie mit jedem anderen Begriff, gibt es auch hier eine Vielzahl an Verwendungen und Bedeutungen, je nach Kontext. Der Name Kelten wird hier gerne für die vor-römische Bevölkerung Österreichs, der Schweiz und des süd- und mitteldeutschen Raumes verwendet. Verschiedene Bevölkerungsgruppen in Westeuropa bezeichnen sich selbst als Kelten: Iren und Schotten, sowie Waliser und die französischen Bretonen. Aber auch Teile der Bevölkerungen der Insel Man und Cornwalls, und auch viele Galizier in Spanien sehen sich selbst als Kelten. Dass die Gallier im antiken Frankreich und auch die antiken Briten irgendwie zu den Kelten gehören oder wenigstens etwas mit ihnen zu tun haben, das weiß man, seit es die populären Asterix-Comics gibt. Die Kelten werden sozusagen als die ‚Urbevölkerung‘ Mittel- und Westeuropas verstanden, die teilweise in Randgebieten Westeuropas bis heute überlebt hat.

Aus Sicht der gegenwärtigen keltologischen Wissenschaften ist jedoch alles bisher Gesagte wenigstens eine unzulässige Vereinfachung, wenn nicht sogar schlicht und einfach falsch. Denn wer die Kelten sind und woher die Kelten stammen, ist vielmehr eine Frage, auf die es keine richtige Antwort gibt. Das liegt daran, dass mögliche Antworten sehr stark davon abhängen, was mit dem Keltenbegriff eigentlich bezeichnet wird. Das hat sich auch über die Geschichte der Verwendung des Keltenbegriffs immer wieder geändert.

Die erste Verwendung des Keltenbegriffs, von der wir heute noch wissen, stammt aus dem späten 6. Jahrhundert vor Christus. Der griechische Gelehrte Hekataios von Milet schrieb damals über die Gründung einer griechischen Kolonie namens Massalia im westlichen Mittelmeerraum. Etwa hundert Jahre später, im späten 5. Jahrhundert vor Christus, berichtet dann der römische Autor Herodot, dass die Kelten im fernen Westen Europas leben. Bald danach ist in antiken Geschichtsschreibungen von Kelten in Norditalien die Rede, die die Römer Gallier nennen. Und auch von Kelten am Balkan, die die Griechen Galater nennen. Diese kleinasiatischen Kelten sind für die Bibelfesten die, an die im 1. Jahrhundert nach Christus der Apostel Paulus seinen Galaterbrief schreibt. Schon in der Antike verwenden allerdings verschiedene Autoren den Keltenbegriff unterschiedlich. So sind z. B. für manche antike Autoren alle Kelten Gallier, aber nicht alle Gallier Kelten, für andere ist das genau umgekehrt. Und ob die Galater der Griechen nun Kelten sind oder nicht, ist völlig unklar. Nach dem Ende des weströmischen Reichs gerät der antike Keltenbegriff weitestgehend in Vergessenheit. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit scheint sich niemand selbst und auch niemanden anderen für einen Kelten gehalten zu haben.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt der Keltenname wieder in Gebrauch. Der in Oxford tätige Waliser Edward Llwyd führt die Bezeichnung als wissenschaftlichen Begriff wieder ein. Nämlich in einer von Llwyd in Auftrag gegebenen englischen Übersetzung einer Studie des bretonischen Abbé Paul-Yves Pezron. Pezron zufolge waren die Bretonen seiner Zeit die letzten Nachfahren der bei Caesar erwähnten Gallier. Nachdem sich der Name der Bretonen, aus dem der Insel Britannien ableitete, schloss der walisische Gelehrte Llwyd daraus, dass die antiken Britannier zum selben Volk gehören mussten, wie die Vorfahren der Bretonen – sie also Kelten gewesen sein mussten. Damit wurde der Name Kelten zu einem wissenschaftlichen Sammelbegriff. Llwyd hatte erkannt, dass die Sprachen der Bewohner dieser Regionen miteinander eng verwandt waren. Aber auch in den materiellen Kulturen der westlichen Randgebiete der britischen Inseln und der Bretagne erkannte Llwyd viele Ähnlichkeiten. Llwyd hatte sich jedoch mit anderen Geschichtsforschern seiner Zeit ausgetauscht, und der Begriff ‚Kelten‘ kam auf diese Weise in breiteren Gebrauch. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde der Keltenbegriff zu einem Sammelbegriff für die vorrömische ‚Urbevölkerung‘ Mittel- und Westeuropas; und diese Verwendungsart des Begriffes lebt bis heute im populären Keltenverständnis fort.